Der Religionsunterricht wird mehr und mehr in seiner Legitimation angefragt. Die Abschaffung in Luxemburg war nach Einschätzung einiger Experten nur der Anfang einer europäischen Entwicklung. Mehr als zwei Drittel der Deutschen befürworten gar eine Abschaffung des Religionsunterrichts an den Schulen. Bei einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov unterstützten im vergangenen Jahr 69 Prozent das Vorgehen Luxemburgs, wo der konfessionelle Religionsunterricht zum neuen Schuljahr durch einen allgemeinen Werteunterricht ersetzt wurde.
Wie kann es mit dem Religionsunterricht weitergehen? Im Jahr 2014 verfassten der dkv und die Arbeitsgemeinschaft evangelischer Erzieherinnen und Erzieher Deutschlands (AEED) im Rahmen ihres gemeinsamen Studientages und im Anschluss an die Vertretertage beider Verbände eine Presseerklärung zum Thema konfessionelle Kooperation. Mit dieser sogenannten „Würzburger Erklärung“ beider Verbände kam ein Stein ins Rollen, der letztlich in diesem Jahr in der „Empfehlungen für die Kooperation des katholischen mit dem evangelischen Religionsunterricht“, beschlossen vom ständigen Rat und der Herbstvollversammlung der Bischöfe, einen vorläufigen Höhepunkt erreichte. Im Folgenden finden Sie einige der wesentlichen Stellungnahmen und Memoranda zum Thema Konfessionelle Kooperation sowie Zukunftsfähigkeit und Legitimation des RU.
Würzburger Erklärung (06. April 2014)
dkv und AEED begrüßen darin unter der Überschrift „Wenn wir nicht zusammenarbeiten, geht es nicht mehr weiter“ die konfessionelle Kooperation als zwingend notwendig. Gemeinsam gelte es, Verantwortung zu übernehmen. Die Verbände verpflichten sich, die bisherigen Modelle gelungener Kooperation auf Landes- und Bundesebene zu sichten und Möglichkeiten weitergehender Zusammenarbeit ergebnisoffen zu prüfen. Dabei stellen sie heraus, dass auf regionale Unterschiede Rücksicht genommen werden müsse.
http://www.katecheten-verein.de/relaunch.2011/pdf/stellungnahmen/pmwuerzburger.erklaer.pdf
Die Zukunft des konfessionellen Religionsunterrichts – Empfehlungen für die Kooperation des katholischen mit dem evangelischen Religionsunterricht (22. November 2016)
In der Erklärung „Die Zukunft des konfessionellen Religionsunterrichts“ geben die deutschen Bischöfe Empfehlungen zur Sicherung und Weiterentwicklung des katholischen Religionsunterrichts angesichts der demographischen Veränderungen und der regionalen Unterschiede. Sie nehmen dabei insbesondere die Kooperation mit dem evangelischen Religionsunterricht in den Blick. Auf der Basis bisheriger Erfahrungen in einigen Bundesländern werden die theologischen Grundlagen der Kooperation beider Fächer dargestellt, religionspädagogische Empfehlungen gegeben und rechtliche Eckpunkte in Erinnerung gerufen.
http://www.dbk-shop.de/media/files_public/qnlvgivhu/DBK_11103.pdf
Für einen zukunftsfähigen Religionsunterricht : konfessionell, kooperativ, dialogisch (Dezember 2016)
Initiiert vom dkv-Vertreter im Zentralkomitee deutscher Katholiken (zdk/AGKOD), Dominik Blum, und dem BKR-Mitglied Gaby Klingenberg entstand im Dezember 2016 in einer AD-hoc-Arbeitsgruppe des ZdK der Entwurf für eine Stellungnahme zum Religionsunterricht. Sobald die Stellungnahme die Gremien des ZdK passiert hat, wird sie auf der homepage des dkv zu finden sein.
Positionspapier : Damit der Religionsunterricht in Deutschland zukunftsfähig bleibt (Dezember 2016)
Um die Zukunftsfähigkeit des RU zu gewährleisten, verpflichten sich die 160 Unterzeichner/innen dieses Positionspapiers, zu denen u.a. 147 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beider Konfessionen aus Universitäten und Hochschulen, Vertreter des Comeniusinstituts und sechs Vorstandsmitglieder des dkv zählen, Konzepten und empirischen Vergewisserungen im Bereich RU in ihren Forschungen und Arbeiten noch mehr Gewicht zu verleihen. Darüber hinaus sehen sie ihren Beitrag zur Thematik u.a. darin, unterschiedliche Modelle eines konfessionell-kooperativen RU weiterzuentwickeln und bildungspolitisch stark zu machen sowie auch in der ersten Phase der Lehrerbildung an den Hochschulen und Universitäten verstärkt mit Fachvertreterinnen der jeweils anderen Konfessionen und Religionsgemeinschaften sowie der Alternativfächer zu kooperieren.
Im RU sehen die Unterzeichner folgende Profilmerkmale und Entwicklungsperspektiven:
- Der Religionsunterricht der Zukunft ist konfessionell, da das Christentum selbst In Konfessionen ausgeprägt ist. Dabei gilt es aber nicht in einen Konfessionalismus zu verfallen, sondern die Vielfalt wach zu halten und das Christentum als Möglichkeit der Lebensgestaltung zu betonen.
- Der Religionsunterricht ist kooperativ: Aufgrund der ökumenischen Ausrichtung des Christentums, der Notwendigkeit einer dialogischen Zusammenarbeit der Religionen und des religiösen Wandels ist die an vielen Schulen bereits mit Gewinn praktizierte konfessionelle Zusammenarbeit im Religionsunterricht weiter auszubauen, zu fördern und institutionell zu stützen. Dies erfordert auch verstärkte Vernetzungen und kreative Zusammenarbeit mit den sog. Alternativfächern des Religionsunterrichts sowie mit dem Unterricht anderer Religionen. Ziel ist es, partnerschaftliche und dialogische Lernprozesse zu initiieren und Themen im interreligiösen Horizont zu erarbeiten.
- Der Religionsunterricht der Zukunft ist kontextuell: Es gilt, regionale und lokale Gegebenheiten ernst und wahrzunehmen. Ein Konzept, das Religionsunterricht primär in Abhängigkeit vom Zustandekommen genügend großer Konfessionsgruppen denkt, erweist sich aus Bildungsperspektive und aufgrund der skizzierten ökumenischen Erfahrung als nicht ausreichend.
Den genannten Positionierungen folgen Absichtserklärungen der Unterzeichnenden, den RU in dieser Hinsicht weiterzuentwickeln.
Weitere Hilfen zur Argumentation bietet auch die vom Referat Glaube und Bildung der der Deutschen Bischofskonferenz herausgegebene Schrift „Argumente für den Religionsunterricht an öffentlichen Schulen“.